Bewusst und nachhaltig

Die Auenweide ähnelt einem kleinen Dorf mit Marktplatz, um den herum acht Mehrfamilienhäuser stehen. Sie wirken verspielt und wohnlich, mit Vorsprüngen, bewohnbaren Giebeln und Dachterrassen – und mit viel Licht von allen Seiten. Die Niedrigstenergiehäuser werden ressourcenschonend im ökologischen Holzriegelbau gefertigt. Eine effiziente Grundwasser-Wärmepumpe und ein Niedertemperatur-Nahwärmenetz sorgen umweltschonend für wohlige Temperaturen, der Strom stammt aus Photovoltaik-Anlagen. In den Gemeinschaftsräumen kommen nicht nur die BewohnerInnen der Siedlung zusammen, auch Menschen aus der nahen und weiteren Nachbarschaft sind willkommen. Und rundherum bleibt viel Freiraum für ein Leben nahe der Natur: Auf freien Flächen wachsen Obstbäume und Gemüse, und das Waldstück bietet die „Wildnis nebenan“.

Im Bereich der Nachhaltigkeit dient die Auenweide als Blaupause für eine bewusste, ökologische Lebensführung. Beginnend bei der Architektur und Gartenplanung über  den Energieverbrauch jeder*s Einzelnen bis hin zur gemeinschaftlichen Selbstreflexion beim Konsum von Gütern des täglichen Bedarfs.

Die umweltfreundliche Bauweise und effiziente Nutzung erneuerbarer Energien spielen eine zentrale Rolle: Die Gebäude sind in ökologischer Holzbauweise aus regionalen Materialien errichtet. Die Versiegelung des Bodens wurde bei allen nicht unterkellerten Gebäuden durch Pfahlbauweise  verhindert. Die Dämmung ist mit eingeblasenen Stroh und recycelter Jute realisiert. Durch die gute Isolierung und die Nutzung einer aktiven Wohnraumlüftung wird Niedrigstenergiehaus-Standard erreicht. Die Bereitstellung der Heizenergie erfolgt über eine zentrale Grundwasser-Wärmepumpe und ein Nahwärmenetz. Dadurch belaufen sich die Energiekosten für das Heizen auf nur 3,- Euro pro m² und Jahr. Das Warmwasser wird mit innovativen dezentralen Kleinwärmepumpen in den Wohnungen erzeugt.

Der Stromverbrauch unserer Haushalte beläuft sich inklusive Warmwasserbereitung auf durchschnittlich 1.900 kWh pro Jahr  und liegt somit 35% unter dem österreichischen Durchschnitt. Ein Teil des verbrauchten Stroms wird über eine rund 79 kWp große Photovoltaikanlage erzeugt. Der Strom, der nicht direkt verbraucht wird, wird ins öffentliche Netz eingespeist. Die Zuordnung des Solar-Stroms auf die einzelnen Haushalte erfolgt über das Instrument “Gemeinschaftliche Erzeugungsanlage” (GEA), die einfachste Form der Energiegemeinschaft. 

Darüber hinaus ist ein Großteil der Dachflächen begrünt, wodurch im Sommer nicht nur die darunter liegenden Wohnungen gekühlt werden, sondern auch die PV-Anlagen, deren Effizienz gesteigert wird.  Es gibt ein allgemein nutzbares Carsharing-System, die Verwendung von Fahrrädern wird bewusst gefördert und dadurch die Anzahl der Privat-PKWs reduziert. 

Unsere Freiflächen wurden gemeinsam mit einer professionellen Landschaftsplanerin für naturnahe Gärten gestaltet und standortgerecht bepflanzt – sie werden von uns durchwegs biologisch bewirtschaftet. Das wasserdurchlässige Wegenetz sowie verschiedenste Begegnungsorte und Spielplätze sind umrahmt mit einer großen Vielfalt an Wildpflanzen, Blühstauden und Kräutern, Bäumen und Sträuchern, sowie Nützlingshabitaten und ökologischen Ausgleichsflächen. Ein kleines Wäldchen, das bereits auf unserem Grundstück stand, wird bewusst erhalten und schrittweise neu bepflanzt, um es auch für die nächste Generation zu bewahren.

Durch laufende Bewusstseinsbildung wird unser Müllaufkommen verringert und geeignete Abfälle und Grünschnitt zu Kompost verarbeitet, der daraufhin wiederum zum Düngen eingesetzt wird. In der Gemeinde  nimmt die Auenweide an Projekten wie z.B. der Wiederaufforstung von Auwäldern teil, überregional trägt die Auenweide die Auszeichnung des Vereins “Natur im Garten” und ist Teil des “Netzwerk Natur Tullnerfeld”. Ein wachsender Teil der eingekauften Lebensmittel stammt direkt von Landwirt*innen und Gärtner*innen aus der Region, und als Einkaufsgemeinschaft knüpfen wir laufend neue Kontakte. 

Somit wachsen die Kinder hier in einem naturnahen Umfeld auf und lernen von klein auf den bewussten Umgang mit ihrer Umwelt und ihren Ressourcen.

Gemeinschaft auf Augenhöhe

Wie kann sich eine Gemeinschaft organisieren, ohne unzufriedene Randgruppen zu produzieren? Das wollen wir mittels der Soziokratie vorzeigen. Eines der Instrumente ist das Konsent-Prinzip: Wenn wir gemeinsam Beschlüsse fassen, werden alle Mitglieder gehört. Bei unterschiedlichen Auffassungen gewinnt nicht jener Vorschlag, der die meisten Stimmen bekommt, sondern jener mit dem besten Argument. Dieser genießt folglich die größte kollektive Zustimmung.

(Mehr zur Soziokratie)

In unserem Projekt wird die Balance zwischen oftmals sehr verschiedenen Menschen und deren Perspektiven angestrebt – wir sind schließlich auch ein Abbild der Gesellschaft. Als ein Labor des Lernens wollen wir Erfahrungen sammeln, untereinander und mit anderen Verbündeten austauschen – orientiert an den Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs). Wir sehen uns als eine große, verantwortungsvolle Gemeinschaft, die auf Solidarität aufgebaut ist. Beispielsweise entlasten und unterstützen wir uns gegenseitig in unserer Elternschaft nach dem Motto: „Es braucht ein Dorf, um ein Kind in seiner Entwicklung zu begleiten”. Wir bemühen uns um Wege und Erfahrungen, die auf dem Vertrauen beruhen, dass wir alle auf ein gemeinsames gutes Ziel hinarbeiten. Vertrauen und Sicherheit stehen im Mittelpunkt, ebenso wie das Prinzip der Inklusion, bei dem alle ganz natürlich eingeschlossen werden.

Die in der Auenweide gelebte Gemeinschaft will Diversität fördern und sieht in der Verschiedenheit ihrer Bewohner*innen eine große Bereicherung. Unter Anderem engagieren wir uns für rassismuskritische Denk- und Lebensweise sowie Inklusion. Das geschieht, indem wir die innere Verschiedenheit aktiv mit Jung bis Alt zum Thema machen und an praktischen Beispielen spielerisch bearbeiten. Unsere Kinder finden im Wohnprojekt nicht nur Spielkamerad*innen, sondern lernen auch in der Gemeinschaft, diese Werte auf Augenhöhe zu leben. In Beziehungen wollen wir auf ein Gleichgewicht achten, das allen ein wertschätzendes Miteinander ermöglicht. In diesem Umfeld sollen alle lernen, was es heißt, sich gegenseitig zu unterstützen und gemeinsam eine neue Art des Zusammenlebens zu gestalten. Die Gemeinschaft wird nach dem soziokratischen Modell organisiert, das eine gleichberechtigte und wertschätzende Zusammenarbeit unter Teilhabe aller fördert.

Wir laden alle interessierten Menschen zu uns ein, um ihre Fragen rund um die Gründung eines Wohnprojekts zu beantworten, organisieren Führungen und vernetzen uns mit Gleichgesinnten nah und fern, um als Vorbild zu wirken. Unser Projekt möchte nach außen wirken und andere Initiativen unterstützen. Auch die Vernetzung in Gemeinde und Bezirk, gemeinsam mit anderen Vereinen und der Bioregion, ist wesentlicher Bestandteil unseres Bemühens um Breitenwirkung.

Die Ökonomie des Teilens, wie sie in der Auenweide gelebt wird, basiert auf dem Prinzip der Verbundenheit und einer tiefen Verwurzelung in einer solidarischen Vision. Die Gemeinschaft fördert das Teilen von Ressourcen, von Zeit und Fähigkeiten, um eine gerechtere und nachhaltigere Lebensweise zu ermöglichen. Jede*r trägt Verantwortung für das Wohl der Gruppe und der Gesellschaft, wobei Stärken und Schwächen gleichermaßen akzeptiert und integriert werden. Individuen und ihre Bedürfnisse werden respektiert, während ein kollektives Bewusstsein für das Gemeinwohl durch permanentes Miteinander und aktives Lernen aus diesem weiter wächst. In dieser Ökonomie des Teilens geht es darum, durch gegenseitige Unterstützung und das Teilen von Ressourcen ein Umfeld zu schaffen, in dem alle Mitglieder der Gemeinschaft in gegenseitiger Fürsorge und Respekt leben und gemeinsam wachsen können.

Als alternatives Finanzierungsinstrument wird der Vermögenspool als Schlüssel zu einem neuen sozioökonomischen Verständnis gesehen. Dieser Ansatz schafft Raum für eine neue Geschichte, in der Geld nicht nur verwaltet wird, sondern eine aktive Rolle in der sozialen und ökologischen Transformation sowie gesellschaftlichem Umdenken übernimmt. Parallel trägt der Vermögenspool zur sozialen Sicherheit bei und schafft auch finanzielle Stabilität innerhalb der Gemeinschaft. Unser Reallabor erprobt somit ein Wirtschaftssystem, das auf gegenseitiger Unterstützung und dem Sinn für gemeinsame Verantwortung beruht, die sich in unserem gemeinschaftlichen und wirtschaftlichen Handeln äußert. Unsere Annahme: Das Individuum kann nur so stark sein wie seine umgebenden Strukturen.

Nachhaltig mit Geld umgehen

Wir erachten Wohnen als Menschenrecht. Der Vermögenspool ermöglicht es, Wohnraum zu erschwinglichen Preisen anzubieten und zu erhalten, und zugleich eine sichere, nachhaltige Anlageform für Investor*innen zu schaffen. Wir bieten diesen Investor*innen die Möglichkeit, ihr Geld in Nachhaltigkeit und soziale Entwicklung anlegen zu können, anstatt es blind in den Finanzmarkt fließen zu lassen.

Wir wollen ein konkretes Vorbild für andere Projekte zu dieser Finanzierungsform sein. Mit der Etablierung und Verbreitung des VP wollen wir einen Teil dazu beitragen, die Finanzwelt auf lange Sicht solidarischer, gemeinwohlorientierter und transparenter zu gestalten. Dazu vernetzen wir uns auch mit anderen Projekten, die sich mit alternativer Finanzierung beschäftigen, um uns gegenseitig zu inspirieren, aber auch öffentlichkeitswirksam auf die Verbreitung der Konzepte aufmerksam zu machen. Dabei wollen wir sicherstellen, dass alle Beteiligten über ihre Rechte und Pflichten informiert sind. Durch die Treuhandverwaltung wird allen Beteiligten Rechtssicherheit gewährleistet.

Mit diesem Ansatz möchten wir das Verständnis davon, wozu Geld dienen kann, neu definieren. Geld soll sich weg von einer Logik reiner Gewinnmaximierung und hin zu einem wertebasierten, nachhaltigen Wirtschaften entwickeln – im Interesse des Fortbestehens einer nachhaltigen Menschheit.

(Mehr zum Vermögenspool)